ADHS ist heutzutage eine oft gestellte Diagnose. Doch wer stellt sie eigentlich? In der Regel sind es Lehrkräfte, die das Verhalten eines Kindes als auffällig empfinden.
Für Psychologen und Psychologinnen ist es eine Herausforderung, eine sichere Diagnose zu stellen! Es sollte auch nicht leichtfertig getan werden.
Aus meiner Sicht reicht nicht aus, nur Fragebögen und Konzentrationstests durchzuführen. Neben der Intelligenztestung spielen auch akustische, visuelle und motorische/körperliche Wahrnehmungstestungen eine entscheidende Rolle. Auch eine genaue Befragung über die Entwicklung des Kindes, sowie die Befragung bezüglich der schulischen, sozialen und familiären Umstände sind genauso wichtig. Nur weil ein Kind aufgeweckt, unruhig oder unfolgsam ist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es an ADHS leidet. Defizite in verschiedenen Teilleistungsbereichen können zu ähnlichen Symptomen führen. Auch ein Trauma kann Auslöser sein.
Ein wichtiger Aspekt ist die Frage, ob sich das Kind und bei welchen Tätigkeiten es sich eventuell doch konzentrieren kann. Oft kann sich das Kind beim Spielen sehr wohl konzentrieren. Dies wird oft als irrelevant abgetan, da angenommen wird, dass das Kind nur deshalb konzentriert ist, weil es sich interessiert. Doch Kinder mit ADHS können sich nur kurzzeitig einer Sache widmen. Das Spielverhalten ist dementsprechend auch auffällig. Sie nehmen eine Sache und kurze Zeit später eine andere.
Es ist entscheidend, ALLE Bereiche zu überprüfen. Es gilt zu differenzieren, ob es sich tatsächlich um ADHS handelt oder/und ob es eine oder mehrere Teilleistungsschwächen oder/und sonstige Auffälligkeiten gibt, die das Verhalten als "ADHS" erscheinen oder verstärken lassen.
Eines kommt in meiner Praxis häufig vor: Ohne Coaching oder therapeutischer Begleitung der Bezugspersonen geht es nicht! Oft sind die Eltern hilflos, sprechen und verhalten sich gegenüber dem Kind ungeschickt, wenn auch in bester Absicht, wodurch das Verhalten „ADHS“ verstärkt wird.
Also, NEIN! „ADHS“ ist nicht DIE Lösung. Die Diagnostik ist lediglich ein erster Schritt.
ADHS und darauf eventuell folgende Tabletten?
Die Hoffnung einer schnellen Lösung ist ein häufiger Fehlschluss.
Um die richtigen Maßnahmen zu finden, ist eine umfangreiche medizinische und psychologische Diagnostik unerlässlich. Denn je nach betroffener Teilleistungsschwäche, sowie sozialer, familiärer und schulischer Probleme gibt es auch unterschiedliche Therapiemöglichkeiten.
Tabletten sind dabei eventuell eine (vorübergehende) Notwendigkeit, aber kein Muss!
Anmerkung:
ACHTUNG vor TikTok!
Über die sozialen Medien werden zusätzlich falsche Eindrücke über ADHS verbreitet!
Zum Beispiel wird gezeigt, wie Menschen sich mit und ohne ADHS angeblich verhalten. Aber: Nein, ein unaufgeräumtes Zimmer lässt nicht auf ADHS schließen. Auch nicht, wenn ein Mensch auf alles steigt, hüpft, krabbelt oder in die Hand nimmt. Nicht einmal, wenn (etwas) vergessen wird.
Ein guter Tipp gegen Falschannahmen über ADHS: APP ausschalten, Gehirn einschalten, Fachleute kontaktieren!